DIVINO - Das Magazin | N° 1/2021 Frühjahr - Sommer

nur schwer aus dem Altglas auszusor- tieren und würden auch in der Glas- schmelze nicht vollständig aufschmel- zen, was die Glasqualität des neuen Behälters mindern kann. Zudem ist die Trennung nach Farben sehr wichtig, da aus den Scherben die neue Verpackung in der jeweiligen Farbe hergestellt wird. Wie läuft die Produktion eines Bocks- beutels typischerweise ab? Was sind die einzelnen Schritte von der Scherbe bis zur fertigen Flasche? Die Herstellung des Bocksbeutels ist umweltfreundlich und energieeffizient. Je nach Farbe bestehen 80 bis 93 Prozent eines bei „Wiegand-Glas“ hergestellten neuen Bocksbeutels aus Altglas. Vor der Schmelze wird das gesammelte Altglas zu schmelzfertigen Scherben aufbereitet. Gleichzeitig werden im sogenannten Gemengehaus die Primär- rohstoffe nach Rezept aus den Lagersilos abgezogen, verwogen und gemischt. Vor der Wanne verbinden sich diese beiden Ströme und werden in das Schmelzag- gregat eingebracht und bei knapp 1.600 Grad Celsius geschmolzen. Es erfolgt eine erste Abkühlung des flüssigen Glases auf ca. 1.270 Grad Cel- sius. Anschließend werden Glastropfen geschnitten, welche über Rinnen in eine Vorform geladen werden. In der Vorform entsteht durch Druckluft ein Rohling, der sogenannte Külbel, welcher in die Fertigform übergeben und dort zur fertig ausgeformten Flasche ausgeblasen wird. Zwischen dem sogenannten „Heißen Ende“ und dem „Kalten Ende“ werden die noch glühend heißen Flaschen in der Kühlbahn heruntergekühlt bzw. entspannt. Zudem wird die äußere Fla- schenoberfläche mit Vergütungen ver- sehen, die die Gleitfähigkeit des Bocks- beutels erhöht. Die Flaschen sind nun bereit für die Qualitätskontrolle, die alle Flaschen zu 100 Prozent durchlaufen. Am Ende erfolgt die lagenweise Verpak- kung der Bocksbeutel auf Paletten und das Verschweißen mit Schrumpfolie. Der Bocksbeutel hat eine außergewöhn- liche Form. Ist er in der Herstellung komplizierter als etwa eine Bierflasche? Und warum? Ja, erheblich komplizierter. Ich sprach gerade schon das Entspannen der hei- ßen Flaschen an. Aufgrund der extre- men Form des Bocksbeutels muss an dieser Stelle sehr viel Sorgfalt an den Tag gelegt werden. Auch eine gute Wand- stärkenverteilung ist erheblich schwieri- ger zu erreichen, als bei einer normalen runden Bier- oder Weinflasche. Zusam- mengefasst können wir festhalten: Vom Produktionsverfahren zwar vergleichbar, aber in den einzelnen zu steuernden und zu überwachenden Parametern eine absolute Herausforderung! Wie viele Bocksbeutel verlassen jährlich Ihre Standorte? Aktuell produzieren wir Bocksbeutel vor allem in den Farben grün, masson, weiß und oliv in den Inhaltsgrößen 0,25 l, 0,375 l und 0,75 l. Zudem kommen ver- schiedene Formen zum Einsatz, wie die des BB PS, die erheblich rundere Form des „alten Bocksbeutels“, aber auch indi- vidualisierte Varianten mit den jewei- ligen Siegeln unserer Kunden auf der Schulter. Insgesamt verlassen jährlich über 10 Mil- lionen Bocksbeutel einen unserer vier Standorte in der fränkisch-thüringischen Rennsteigregion. Welchen Wein trinken Sie am liebsten aus „Ihrem“ Bocksbeutel? Einen Silvaner! Diese Rebsorte gehört seit über 350 Jahren zur fränkischen Weinbauregion. Gleiches gilt für den Bocksbeutel, der nicht erst heute als Synonym für Wein aus Franken steht. Es freut mich sehr, dass Wiegand-Glas diese Erfolgsgeschichte inzwischen viele Jahrzehnte begleiten und mit der Umset- zung des Bocksbeutels PS dieser ein neues Kapitel mit hinzufügen durfte. Ende 2015 wurde der Bocksbeutel PS eingeführt , mit dem die fränkische Weinbranche ihr Markenzeichen modernisiert hat . Wenige Monate später wurde er für sein Design aus- gezeichnet: Das hatte Peter Schmidt , Hamburg (2. von links) mit seinem Team gestaltet . Schon die ersten Prototypen hatte die Firma Wiegand- Glas produziert . FOTO: WIEG AND-GL AS FOTO: WIEG AND-GL AS FOTO: CWI F L ASCHENFOTO: ROL F NACHBAR 20 2 1 Nº 1 / 2021 DIVINO PARTNER I

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