DIVINO - Das Magazin | N° 2/2021 Herbst - Winter

DER GUTE DRAHT NACH OBEN Mit einem engmaschigen Monitoring im Pflanzenschutz und dem Betrieb von Wetterstationen lässt sich einiges vorhersagen. Und trotzdem gehört der Blick in den Himmel zur täglichen Routine von Beate Leopold. Was sie außerdem beschäftigt und interessiert, haben wir die zweifach diplomierte Weinfach- frau (Studium und Abschluss an der FH Heilbronn – Wein- betriebswirtschaft (Dipl.), Studium und Abschluss an der Uni Geisenheim – Weinbau und Oenologie (B.Sc.) im persönlichen Gespräch gefragt. Frau Leopold, gibt es bei Ihnen überhaupt das typische Tagesgeschäf t? Nicht wirklich. In dem einem Jahr, das ich nun schon hier arbeiten darf, hat sich noch keine Routine einge- stellt und das ist gut so. Wir reagieren ja auf die aktuel- len Bedürfnisse und Fragen vor allem unserer Mitglieder, aber auch von Forschung, Politik und Gesellschaft. Es gibt ein paar fixe Tage in der Saison, wie die „Fax-Tage“ Mon- tag und Donnerstag, oder die festen Gruppentermine, die in der Saison das Wochengeschehen strukturieren. Schreibtisch oder Gummistiefel: Sind Sie häufiger im Büro oder im Weinberg? In der Vegetationszeit natürlich viel stärker draußen, zum Glück. Im Winter steht dann eher das Büro auf dem Plan – Nachbereitung der letzten Saison, Aufbereitung von neuen Informationen und Forschungsergebnissen, Vor- bereitung von Vorträgen, Veranstaltungen, Projekten... Welche Themen beschäf tigen Sie rund ums Jahr? Der Weinbau ist vielseitig und so auch die Themen. Wir beschäftigen uns ja nicht nur mit den Reben, sondern auch mit dem Drumherum und Darunter. Das heißt, von der Begrünung über Biodiversität zur Bodenbearbeitung, Neupflanzungen, Sor- tenwahl. Jede Jahreszeit hat ihre Schwerpunkte. Der Boden und das Bodenleben sind mir dabei besonders wichtig. Dem Boden haben wir viele Jahre nicht die nötige Aufmerksamkeit und oft auch nicht genug Behutsamkeit geschenkt, weil er ja eh da ist. Aber gerade in den letzten Jahren mit den Wetterkapriolen und -extremen merkt man, dass der Boden extrem wichtig ist als Puffer (Stress, Wasser, Nährstoffe, Kohlenstoff, u.v.m.) und uns vieles abnehmen kann. Leider hat er oft diese Eigenschaften verloren. Sie wieder aufzubauen ist eine ganz wichtige Aufgabe. Ein sehr spannendes Thema, das ich hoffentlich weitergeben kann, vor allem auch mit Tipps zur Umsetzung in der Praxis. Jetzt werden wir persönlich: Welchen Wein trinken Sie am liebsten? Ach herrje… nennen Sie mir den Anlass und ich sage Ihnen meinen Lieblingswein. Es gibt eine so große Vielfalt. Was einen Wein zu meinem Favoriten macht, sind Charakter, Struktur und Präsenz. Ein authentischer Wein ist mir am liebsten – von ganz trocken zu süß, von trüb zu klar, von weiß zu rot, aromatisch zu mineralisch, von alt zu jung, von Edel- stahl bis Amphore. Egal welche Preis- oder Qualitätsstufe. Bleibt Raum für Hobbies, wenn man den Weinbauring leitet? Wenn man den Weinbau nur als Beruf sieht, wird man nicht glücklich. Er ist in jedem Fall Teil meiner Freizeit und lässt sich nicht abgrenzen – sei es bei Veranstaltun- gen, Weinproben, Besuchen bei Freunden und Weingütern (oftmals in Personalunion), Reisen (hoffentlich bald wie- der unbeschwert). Daneben gibt es noch eine große Fami- lie, Hund und Garten, Kräuter und Kochen, Wandern… Der persönliche Austausch mit den fränkischen Winzerinnen und Winzern ist das A und O ihrer Arbeit: Beate Leopold ist am liebsten draußen. Hier im Gespräch mit Paul Glaser, Qualitätsmanagement DIVINO. FOTO: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS WEINBAU 20 Nº 2/2021·DIVINO MAGAZIN

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