DIVINO - Das Magazin | N° 2/2021 Herbst - Winter
S ie charakterisieren die Weinkulturland- schaft in Franken, bringen gehaltvolle Weine hervor und bieten einen wunder- schönen Anblick: die Steillagen. Ihre Be- wirtschaftung erfordert allerdings einen echten Mehraufwand für die Winzerinnen und Winzer. In diesen Lagen können keine Schlepper oder andere Fahrzeuge eingesetzt werden, und die gesamte Weinbergspflege sowie natürlich auch die Lese erfolgen in reiner Handarbeit. Es gibt zwar Möglichkeiten der Mechani- sierung, wie das Arbeiten mit Kettenrau- pen, Monorackbahnen oder Seilzügen, die die Arbeit an manchen Stellen erleichtern können, jedoch bleiben auch damit viele Arbeitseinsätze im Weinberg Handarbeit. Von einer Steillage spricht man ab einer Hangneigung von 30 Grad. Schon 45 Grad allerdings entsprechen einer Steigung von 100 %. Da die Sonneneinstrahlung in diesen Hang- lagen direkter und länger erfolgt als in fla- chen Anlagen, sind die Weine aus Steillagen oft fruchtig und gehaltvoll im Geschmack. Die meist steinigen Böden führen außer- dem dazu, dass die Reben sehr tief wurzeln und Mineralien aufnehmen, die sie an ande- rer Stelle so nicht erreichen würden. Steilla- gen-Weine haben deshalb ein sehr charakte- ristisches Profil und werden fast immer zu großen Weinen ausgebaut. GROSSER AUFWAND FÜR GROSSE WEINE „Eine Steillage zu bewirtschaften, ist eine besondere Herausforderung und eine Ehre“, sagt Michael Sauer , der im Escherndorfer Fürstenberg für unseren DIVINO Großes Gewächs Silvaner im Steilhang steht. Oft geht der Winzer schon vor 5 Uhr morgens in den Weinberg. „Es ist jedes Mal ein Schauspiel, in diesem Weinberg über das Land und den Main zu schauen und den Sonnenaufgang zu erleben“, erzählt Michael Sauer. Natürlich ist es auch anstrengend, eine solche Lage zu pflegen. „Aber die Belohnung ist, extrem gehaltvolle, gesunde Trauben für große Weine abliefern zu können“, sagt der Steillagenwinzer. Heinrich Gutbrod hat gleich zwei Beson- derheiten für seinen Charakter F – Alte Reben Thüngersheimer Johannisberg Riesling zu bieten: Er hegt und pflegt diesen Riesling seit knapp 50 Jahren. 1971 wurde die Anlage gepflanzt, und 1974 hat er sie von seinemVater übernommen. „Seit dieser Zeit bin ich auch bei der Genossen- schaft. Den Weinberg bewirtschafte ich seitdem als Ausgleich und weil ich mehr über die Arbeit im Weinberg wissen wollte“, beschreibt Heinrich Gutbrod. „Jetzt als Rentner ist es mein Hobby, und ich bin jeden Tag hier draußen. Die Reb- stöcke sind 50 Jahre alt und wurzeln tief. Das bringt viel Mineralität in unseren Riesling. Die reine Südlage sorgt für eine perfekte Traubenreife und eine tolle Fruch- tigkeit. Ich bin sicher, dass dieser Weinberg mit unserer Art der Premium-Bewirtschaf- tung noch 10 Jahre lang gesunde Trauben liefern wird“, freut sich der erfahrene Winzer. REINE HANDARBEIT! Weine aus Steillagen: DIVINO-Winzer Heinrich Gutbrod und Michael Sauer Links: Gutes Training für Michael Sauer, der Escherndorfer Fürstenberg hat eine Hangneigung von etwa 50 %. Oben: Heinrich Gutbrod in seiner Thüngersheimer Steillage mit den 50 Jahre alten Riesling-Reben. FOTOS: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2021 41
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