GENERATIONEN- WECHSEL Jungwinzer im Portrait DAS WEINJAHR 2022 Spannung im Weinberg DER „MÜLLER“ Rebsorte mit Potenzial QUALITÄT STEHT AN ERSTER STELLE! Gerald Wüst ist neuer DIVINO Geschäftsführer Nº 2 ⁄ 2022 HERBST –WINTER www.divino-wein.de ISSN 2365-8126 DIVINO N eG
www.divino-wein.de 11 x GOLD für DIVINO Stoßen Sie mit uns an!
LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER, das war ein heißer und sehr schöner Sommer 2022. Es gab viele tolle Gelegenheiten, sich bei einem guten Glas Wein und inspirierenden Gesprächen bis spät in die Nacht auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten aufzuhalten. Für unsere Winzerinnen und Winzer war das eine sehr herausfordernde Zeit.Die sehr lange Trockenheit musste „ausgehalten“ werden, was auch für die Pf lanzen eine Anstrengung war. Wir können aber heute sagen, dass der größte Teil, vor allem der alten Anlagen, keinen Schaden genommen hat. Die Ernte ist durch den Wassermangel zwar etwas kleiner ausgefallen als gehofft, aber die Qualitäten der Weine sind verheißungsvoll. Mehr dazu lesen Sie auf den Seiten 24 und 25. Auf den Seiten 16 und 17 stellen wir Ihnen einen jungen Winzer aus unseren eigenen Reihen vor: Stellvertretend für die jungen Winzerinnen und Winzer aus Franken gibt er viel Grund zur Hoffnung. Er wusste von Kindesbeinen an, was er werden wollte und geht dieser Berufung mit großer Leidenschaft nach: in seiner fränkischen Heimat Winzer sein! In diesem Sommer fand auch unser DIVINO WEINFORUM statt – diesmal sogar mit zwei weiteren Betrieben, worüber wir uns sehr freuen: Neu im Team sind der Staatliche Hof keller aus Würzburg und die Winzervereinigung Freyburg-Unstrut. Falls Sie am Wochenende vom 6. und 7. August keine Zeit hatten, in den Hof von DIVINO Nordheim zu kommen, haben wir Ihnen ein Entdeckerpaket für zuhause zusammengestellt (Seiten 32 bis 35). Unser neuer Geschäftsführer Gerald Wüst hat mit Erscheinen dieses Magazins seine ersten sechs Monate an der Spitze unserer Genossenschaft erlebt. Damit Sie sich ein Bild vom neuen DIVINO Manager machen können, stellen wir Ihnen den Mann auf dem Titelfoto und was ihn antreibt, auf den Seiten 10 bis 13 gerne vor. Zusammen mit Gerald Wüst, Geschäftsführer von DIVINO eG, wünsche ich Ihnen nun eine genussvoll-unterhaltsame Lektüre! Herzlich, Ihre Kerstin Böhning (verantw. Redakteurin DIVINO Magazin ) PS: S ehr gerne dürfen Sie uns Ihre Meinung sagen. Lob, Anregungen und Tadel bitte an redaktion@divino-wein.de DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 03
Titel 10 Gerald Wüst Lernen Sie den neuen DIVINO Manager kennen: Franken ist seine Heimat, und mit seiner Rückkehr an den Main schließt sich ein Kreis. Aktuell 14 Weingespräch Im Gespräch mit einer jungen Hoheit: Wer kann das von sich behaupten? Wir stellen Ihnen die 65. Fränkische Weinkönigin vor. 16 Portrait Jungwinzer So kann der Weinbau ohne Nachwuchssorgen in die Zuknft schauen: Johannes Sauer ist Winzer mit Leib und Seele, und er liebt seine Heimat! 18 Die Macher Gute Laune, viel Engagement und die Liebe zum Beruf: Das DIVINO-Team in Thüngersheim stellt sich vor. Wissen 22 Lebensraum Weinberg Dr. Beate Wende berichtet über Flora und Fauna zwischen den Rebzeilen. Diesmal ist das zauberhafte Rotkehlchen im Portrait. 24 Weinjahr 2022 Das war kein leichtes Jahr, aber es ist gut ausgegangen. Mehr über die Herausforderungen 2022 in diesem Beitrag. 26 Rebsorten Der „Müller“ ist ein sogenannter Brot- und Butterwein. Warum wir finden, dass er zu unrecht unterschätzt wird, lesen Sie hier. 28 Neue Traubenannahme Investition in die Zukunft und in noch mehr Qualität: Die neue Traubenannahme von DIVINO in Nordheim. 30 DIVINO Internationals Pünktlich zur Lese bekommen wir tatkräftige, multinationale Unterstützung im Weinberg und im Keller. INHALT 10 16 36 DIVINO MAGAZIN · Nº 2/2022 FOTO: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS FOTO: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS FOTO: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS FOTO: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS 04 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN
Genuss & Kultur 32 DIVINO WEINFORUM I Gesammelte Weinkompetenz auf unserem Hof in Nordheim: DasdritteDIVINOWEINFORUM war eine Bereicherung für alle. 34 DIVINO WEINFORUM II Das Entdeckerpaket: Genießen Sie die Vielfalt deutscher Weine in Ruhe zu Hause. 36 DIVINO Wein Voller Vorfreude auf festliche Zeiten oder einfach aus Freude am Leben: Es ist immer die richtige Zeit für ein Glas guten Winzersekt! 38 Lokaltermin Das Weinforum in Eibelstadt ist zurück. Im Juli neu eröffnet, erstrahlen Hotel & Restaurant in neuem Glanz. 40 Frankenreise Wein, Gemüse und viele Möglichkeiten, schöne Momente im Herzen Deutschlands zu erleben: Lernen Sie Kitzingen kennen! 44 Kulinarik Ein gutes Essen sorgt nicht nur an Weihnachten für gute Stimmung: Genießen Sie unsere Weinempfehlungen und Food-Pairings in der schönsten Zeit des Jahres. Rubriken 03 Editorial 05 Impressum 06 Kurz gemeldet Aus der DIVINO Winzer- Familie, von Freunden und von Nachbarn 08 Impressionen Winterstille im Nordheimer Vögelein 43 Kolumne Der Benediktinerpater Anselm Grün spricht über Krieg, Frieden und die Zuversicht, die beim gemeinsamen Feiern entsteht. 50 Finale Events, Auszeichnungen, dies und das 51 Cartoon Pascal Heiler und seine Sicht auf die – fränkische – Weinwelt 40 IMPRESSUM Herausgeber DIVINO eG Geschäftsführer: Gerald Wüst Vorsitzender des Vorstands: Günter Höhn Vorsitzender des Aufsichtsrats: Thomas Hemmelmann Redaktion (verantw.) Kerstin Böhning Konzeption & Art director Marko Röthlingshöfer Freie Autoren & Mitarbeiter Rosa Dietrich, Paul Glaser, Leiter Qualitäts- und Weinbergsmanagement bei DIVINO; Pater Dr. Anselm Grün, Abtei Münsterschwarzach; Dr. Beate Wende, LWG Layout, Lithografie & Produktion www.direct-agentur.de Lektorat Annely Grass Titelfoto Christoph Weiß Adresse DIVINO eG Langgasse 33 97334 Nordheim/Main Tel. 09381 8099-0 Fax 09381 8099-32 info@divino-wein.de www.divino-wein.de Bestellung & Leserservice DIVINO eG Tel. 09381 8099-0 info@divino-wein.de Digitale Ausgabe www.divino-wein.de/DIVINO-Magazin ISSN 2365-8126 Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge, Abbildungen, Karten und Pläne sowie die Darstellungen sind urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung einschließlich des Nachdrucks – auch auszugsweise – ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich. Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken, die Veröffentlichung im Internet und die Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-ROM. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder übernimmt der Herausgeber keine Haftung. ©2022 DIVINO eG 44 FOTO: WE INFORUM E IBELSTADT FOTO: COMMONS.WIK IMEDIA.ORG/SETTEMBRINI FOTO: I IMAGE PROFESSIONALS GMBH/ALAMY STOCK PHOTO DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 05
Silberner Bocksbeutel für Wendelin Grass Wendelin Grass, ehemaliger geschäf tsführender Vorstand von DIVINO, arbeitete fünf Jahre lang im Präsidium des Fränkischen Weinbauverbands. Für seine Tätigkeit als Vizepräsident und sein verdienstvolles und engagiertes Mitwirken in der f ränkischen Weinwirtschaf t wurde ihm im Sommer der Silberne Bocksbeutel verliehen: „Unter Wendelin Grass entstand die Fusion der beiden Genossenschaf ten „Consilium Thüngersheim“ und „Divino Nordheim“ zu „Divino eG“. Mit der „German Wine Group“ brachte Grass den Frankenwein vermehrt in den Export. Nach über 30 Jahren in der Weinbranche ging Grass 2022 in den Ruhestand“, heisst es in der Pressemeldung. GESCHMACKLOS IM ABGANG: Der Winzer-Krimi von der Mainschleife Das Buch beginnt mit einer Beobachtung außerhalb Nordheims. Der Leser wird mit nach Nordheim ge- nommen, wo das Leben dreier Dorfbewohner aus deren Perspektive dargestellt wird. Nach und nach erfährt man, dass jede Person ihre Eigeninteressen verfolgt und dabei vor Kriminalität nicht zurückschreckt. Eine Liebesgeschichte dient als Leitmotiv, das die Moral einiger Personen stark beeinflusst. Die Autorin, Alexandra Glaser ist 29 Jahre alt, lebt seit vier Jahren in Nordheim – der Liebe wegen: Sie ist mit Johannes Glaser, einem Neffen von Paul Glaser (unser Mann für Qualitäts- und Weinbergsmanagement), verheiratet. Das Buch ist im Eigenverlag erschienen, kostet 14,95 € und ist unter anderem in der DIVINO Vinothek Nordheim oder auch online erhältlich unter www.glaser-info.de/mord Horst Kolesch, Weingutsleiter Juliusspital; Wendelin Grass; Eva Brockmann, 65. Fränkische Weinkönigin 06 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN
Sandra Baumann liebt es, Gastgeberin zu sein. Sie hat mit „Baumanns. Brot.Zeit.Wein“ einen Ort für stimmungsvolles Zusammensein bei Brot und Wein geschaffen. Natürlich gibt es auch Kaffee und Kuchen sowie saisonale Spezialitäten. In der Winterzeit wird Sandra Baumann weißen und roten Winzerglühwein zum Aufwärmen, etwa nach einem winterlichen Weinbergsspaziergang auf der Maininsel, anbieten. Am 10. und 11. Dezember gibt es im Innenhof von DIVINO Nordheim den traditionellen Christbaumverkauf der Familie Kram – dazu Bratwürste und Glühwein aus dem BAUMANNS. Im Januar und Februar 2023 macht das Baumanns Winterpause! www.baumanns-bistro.de DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 07 unsere neue terroir-linie
08 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN IMPRESSIONEN
Ein Weinberg im Winter ist eine neue Dimension der Stille: Genießen Sie besondere Momente wie diesen im Nordheimer Vögelein - hier im Bild der Aussichtspunkt oberhalb der neuen „terroir f“ Installation. FOTO: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 09
FOTOS: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS FOTO: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS 10 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN TITELSTORY
Franken ist seine Heimat, und nach über 30 Jahren in verschiedenen Unternehmen an verschiedenen Orten kehrt Gerald Wüst dorthin zurück. Geboren ist der neue Geschäftsführer von DIVINO in Erlenbach am Main, aufgewachsen in Großwallstadt am Main im Landkreis Miltenberg im Westen Frankens – ebenfalls eine bedeutende fränkische Weinregion, aus der die amtierende Weinkönigin kommt. Danach zog es den studierten Betriebswirtschaftler in die Welt und zuletzt an die Mosel. Mit dem Wechsel zurück nach Franken schließt sich auf eine erfüllende Art und Weise ein Kreis für den Manager. LEBENSMITTEL, BIER UND WEIN Gerald Wüst war im Laufe seiner bisherigen Karriere in Vertrieb, Marketing und Management von großen multinationalen Unternehmen tätig. Zunächst arbeitete er acht Jahre für „Mars“, danach sechs Jahre bei „Unilever“, einem großen internationalen Lebensmittelkonzern, bis er 2004 als Gruppen- Marketingleiter und Mitglied der Geschäftsleitung bei der „Bitburger Braugruppe“ startete. Getreu der Empfehlung: „Wein auf Bier, das rat‘ ich dir“ wechselte Wüst 2012 als Leiter Marketing und Mitglied der Geschäftsleitung zu „Zimmermann Graeff & Müller (ZGM)“, einer international tätigen Weinkellerei an der Mosel, wo er bis zu seinem Wechsel zu DIVINO tätig war. „Mit meiner Tätigkeit für DIVINO schließt sich ein Kreis für mich, beruflich und privat. Ich komme zurück nach Franken und bringe meine gesamte Erfahrung und Expertise mit in das Unternehmen. Nur mit Kontinuität kann man eine Genossenschaft wie DIVINO und alle beteiligten Winzerfamilien kennen- lernen, in der Tiefe verstehen und optimal in die Zukunft führen“, beschreibt Gerald Wüst. LIEBLINGSPRODUKT WEIN „Wein ist das schönste Produkt der Welt, das ein Manager betreuen darf. Es gibt im Vergleich zu Bier nur wenige sehr bekannte Weinmarken, und es hat mich als Marketer schon immer herausgefordert, die Kraft einer Weinmarke und damit ihre Bekanntheit zu fördern“, berichtet Gerald Wüst. Dabei gelte es, die individuellen Begebenheiten eines Anbaugebietes zu transportieren und den WeinliebhaberInnen den besonderen Charakter und die Eigenschaften der Weine nahezubringen. Jede Lage habe ihre Eigenheiten, jeder Winzer seine persönliche Handschrift, jedes Weinjahr eine besondere Dynamik: Wein sei ein durch und durch individuelles Produkt, und das mache den Umgang damit so spannend und manchmal natürlich auch herausfordernd, so Wüst weiter. Über den Wechsel von der Mosel an den Main ist Wüst glücklich – schließlich ist ihm die Region sehr vertraut. QUALITÄT, QUALITÄT, QUALITÄT Ein stärkeres Alleinstellungsmerkmal als herausragende Weinqualitäten gibt es nicht. Und so gehört es zu den wichtigsten Zielen des neuen DIVINO Geschäftsführers, die Qualitätsführerschaft von DIVINO unter den fränkischen Genossenschaften auszubauen. Hierfür haben sein Vorgänger Wendelin Grass und das gesamte Team für Qualitätsmanagement in Weinberg und Keller schon die Weichen gestellt. Alle arbeiten nach einem streng orchestrierten Plan, der dafür ausgelegt ist, gesundes und für die jeweilige Weinlinie optimal gereiftes Lesegut aus jedem Weinberg zu ernten. Auch der Ausbau im Keller unter der Leitung von Felix Reich folgt dieser Spur: Alle arbeiten für eine optimale Entwicklung der Weine – vom Basissegment bis zur Premium-Weinlinie DIVINO Primo. Diese Hingabe macht den Qualitäts-Unterschied. Mit dem Neubau des neuen Kelterhauses, das erstmals für die Lese 2022 zum Einsatz kam, erhofft sich Wüst einen weiteren Qualitätsschub (mehr zu diesem Thema auf den Seiten 28-29). „Ein wichtiger Schritt in die Zukunft des Weines ist außerdem die Entwicklung von alkoholfreien und alkoholreduzierten Weinen. Hier gibt es einen aktuellen Trend, und DIVINO hat noch kein Angebot dafür. Das Thema wird uns sicher in den nächsten Monaten beschäftigen“, erklärt Wüst seine Ideen für die Zukunft. FÜHRUNGSPERSÖNLICHKEIT, FAMILIENMENSCH, FRANKE: Gerald Wüst ist neuer Geschäftsführer von DIVINO DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 11
FOTO: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS 12 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN TITELSTORY
FAMILIENMENSCH DURCH UND DURCH Privat ist Gerald Wüst ein Familienmensch: Zu- sammen mit seiner Frau und den fünf Kindern (Maxim 23, Philip 22, Mike 12, Louis 8 und AnnaMaria 4) hat der Pferdeliebhaber alle Hände voll zu tun. Bisher lebte die Familie auf einem alten Bauernhof aus dem Jahr 1876 in der Eifel. Mit dabei drei Pferde, zehn Hühner, ein Hahn sowie eine Katze. „Die Familie ist für mich mein wichtigstes Element in meinem Leben. Familie heißt für mich, füreinander da sein, sich unterstützen und helfen. Ich habe heute meine eigene Familie. Gleichzeitig genieße ich noch das Gefühl der gegenseitigen Unterstützung mit meinen beiden Brüdern und meinen Eltern, die ich nun glücklicherweise viel öfter sehen kann, weil sie hier in Franken leben!“, freut sich Gerald Wüst. SECHS FRAGEN AN DEN DIVINO MANAGER: Was lieben Sie an Franken besonders? Die Landschaft, die Leute und das herzhafte Essen mit einem Glas Silvaner oder Domina. Von der Mosel an den Main. Wie fühlt sich dieser Wechsel an? Endlich wieder zu Hause! Ich genieße es, nach 30 Jahren beruflicher Laufbahn an unterschiedlichen Orten wieder zurück in meiner Heimat Franken zu sein. Ein Beispiel: Ich konnte mit meiner Mutter an ihrem 88sten Geburtstag ganz spontan essen gehen. Das habe ich sehr genossen, denn in den letzten 30 Jahren war das so einfach mal unter der Woche nicht möglich. Und so freue ich mich schon auf den 90. Geburtstag meines Vaters im Dezember. Schön, dass ich jetzt für sie da sein kann. Wie beschreiben Sie ihre ersten 100 Tage als Geschäftsführer von DIVINO? Sehr anstrengend, das habe ich mir einfacher vorgestellt (lacht)! Im Ernst, DIVINO ist ein tolles Weingut mit herausragenden Weinen und einer rosigen Zukunft. Gemeinsam mit dem Team, und den Winzerfamilien werden wir die Herausforderungen, die uns der Klimawandel und die aktuelle Weltlage stellen, ganz sicher bewältigen. Was wünschen Sie sich für DIVINO? Von dem Klimawandel sind auch wir betroffen, und in den letzten zehn Jahren haben die Missernten, also die „kleinen Ernten“ durch Frost oder Hagel, deutlich zugenommen. Es ist für ein Unternehmen eine riesige Herausforderung, wenn zweimal hintereinander nur halb soviel geerntet wird. Zum Glück haben wir treue Kunden, die uns unterstützen. Und ich wünsche mir, dass das so bleibt. Franken ist Silvanerheimat: Wie war Ihre erste Begegnung mit dem Silvaner? Ich hatte schon in meiner Jugend auf den Weinfesten den ersten Kontakt mit Silvaner, und es sind sehr schöne Erinnerungen, die ich damit verbinde. Der Silvaner ist das Aushängeschild für die Region, und wir sind verpflichtet, diese Identität mit Qualität zu hinterlegen. Wo führen Sie Ihre Gäste als erstes in Ihrer neuen Heimat hin? Ich führe meine Gäste zu uns in die Vinothek, mein Lieblingsort bei DIVINO, weil ich hier einen so wunderbar direkten Kontakt zu unseren KundInnen haben kann. Gerne steige ich auch auf den 360°- Aussichtpunkt in den Nordheimer Weinbergen: Von dort kann man einen herausragenden Weitblick genießen. Manchmal gehe ich auch auf die Vogelsburg, weil man hier einen tollen Blick auf Nordheim und unsere Weinberge hat. FOTOS: PRIVAT DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 13
Die 23-jährige Winzerin und Studentin für Weinbau und Önologie aus Haibach (Landkreis Aschaffenburg) erlebt eine intensive Zeit. Als Weinkönigin absolviert sie während ihrer einjährigen Amtsperiode ein straffes Programm mit rund 400 Terminen im In- und Ausland. Eva Brockmann ist als 65. Fränkische Weinkönigin Nachfolgerin von Carolin Meyer, die in den vergangenen drei Jahren den Frankenwein repräsentiert hatte. Carolin Meyer hatte damit die längste Amtszeit in der Geschichte der Fränkischen Weinhoheiten. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte der Fränkische Weinbauverband zweimal keine Königinnen-Wahl durchführen können. Wie geht es Ihnen jetzt in Ihrem Amt als Fränkische Weinkönigin? Die ersten Wochen sind wie im Flug vergangen. Ich habe schon so viele Termine und Feste besuchen dürfen und unser Franken ganz anders und neu kennengelernt. Am allerschönsten sind allerdings die Begegnungen, die das Amt der Fränkischen Weinkönigin mit sich bringt – die vielen Menschen, die ich kennenlerne und die sich über das Kommen der Weinkönigin so sehr freuen. Das sind für mich mit die schönsten Momente, und es ist einfach toll zu sehen, was die Fränkische Weinkönigin den Menschen bedeutet. Ich bin sehr dankbar, dass mir dieses Amt anvertraut wurde. Es bereitet mir viel Freude, für meinen Beruf und meine Leidenschaft zu stehen, und den fränkischen Weinbau verkörpern zu können. Was möchten Sie erreichen? Mir liegt die Nachwuchswinzer-Förderung sehr am Herzen. Der allgegenwärtige Fachkräftemangel betrifft auch die Weinbranche und schlägt sich in sinkenden Ausbildungszahlen nieder. Ich möchte meine Amtszeit nutzen, um junge Leute, auch als Quereinsteiger, für meinen Beruf zu begeistern. Denn der Winzerberuf ist unglaublich vielseitig und verlangt gerade in Zeiten des Klimawandels viel Innovation genauso wie die Weitergabe von Erfahrung über die Generationen hinweg. Was macht den Frankenwein so besonders? Es ist die schier unglaubliche aromatische Vielfalt der angebotenen Weine! Verstärkt wird das natürlich durch unsere besondere Bodenformation, die fränkische Trias – also Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Diese drei Bodenarten geben den Trauben, die darauf wachsen, von vornherein schon ganz charakteristische Aromen mit auf den Weg. Durch die Kunstfertigkeit der Winzer im Keller wird das natürlich noch weiter differenziert und vollendet. Wohin geht die Reise im Weinbau mit Blick auf die Klimakrise? Das größte Merkmal des Klimawandels ist bei uns die Trockenheit, mit der wir alle zu kämpfen haben. Ein bedachter Umgang mit der immer knapper werdenden Ressource Wasser ist das A und O, damit der Weinbau in Franken auch in der Zukunft Bestand hat. Forschung und Entwicklung an bereits bestehenden Bewässerungstechnologien sind hierbei essenziell wichtig, damit so ressourcenschonend wie möglich gearbeitet werden kann. Auch ist eine langsame Veränderung in unserem Rebsortenspiegel bereits heute zu erkennen. Internationale Rebsorten, wie sie bisher vor allem in heißen, südlichen Regionen heimisch waren, finden allmählich ihren Weg zu uns nach Franken. Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was wären die in Bezug auf den fränkischen Weinbau? Zuallererst definitiv mehr Regen! Den könnten wir alle gut gebrauchen. Auch in der Zukunft so motivierte Winzer, die mit viel Enthusiasmus den Frankenwein leben. Und zu guter Letzt Weinliebhaber, die sich mit Neugier und Interesse auch neuen Weinideen zuwenden. Der Silvaner ist Frankens Lieblingsrebsorte. Wie ist Ihr Bezug zu dieser Rebsorte? Silvaner ist, neben dem Spätburgunder, meine absolute Lieblingsrebsorte. Ich habe während meiner Winzerlehre die Vielfalt unserer Silvaner kennen und schätzen gelernt, und mich fasziniert bis heute das breite Spektrum der Stilistik, das der Silvaner abdeckt. Vom fruchtig-frischen Sommerwein bis hin zum vollmundigen Essensbegleiter mit Holznoten findet sich unter den fränkischen Silvanern für jeden Gaumen der Richtige! Eva Brockmann KÖNIGIN FÜR EIN JAHR: Eva Brockmann wurde 1999 in München geboren. Inzwischen wohnt sie im Landkreis Aschaffenburg. Während ihrer Schulzeit an der FOS Triesdorf ist ihr Interesse am Weinbau erwacht. Es folgte ihre Winzerausbildung im Weingut Zehnthof Luckert in Sulzfeld am Main. Seit Herbst 2019 studiert sie Weinbau und Oenologie an der Hochschule Geisenheim. Begleitend dazu absolvierte sie diverse Praktika in fränkischen und österreichischen Weingütern. Am 27. Mai 2022 wurde sie in Würzburg zur Fränkischen Weinkönigin gewählt. 14 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN DIVINO WEINGESPRÄCH
FOTO: FOTO: DANI EL BISCAN/GEBI ETSWE INWERBUNG FRANKENWE IN-FRANKENLAND GMBH DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 15
FOTO: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS 16 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN PORTRAIT JUNGWINZER
Es wird viel Arbeit, aber ich bin bereit dafür“, sagt Johannes Sauer, wenn er über seine Zukunftspläne spricht. Im Juli dieses Jahres hat der 22-Jährige an der Staatlichen Meister- und Technikerschule für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim zeitgleich seinen Meister und Techniker für Weinbau absolviert. Die Meisterprüfung hat er als Drittbester absolviert und wurde dafür vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit dem „Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung“ für die besten 20% der Technikerinnen und Techniker ausgezeichnet. Johannes Sauer ist Winzer in dritter Generation. Sein Opa Arnold und sein Vater Michael Sauer (DIVINO Aufsichtsratsmitglied) sind ebenfalls Winzer. Wir stellen Ihnen den jungen Mann an dieser Stelle vor, weil die Frage nach demNachwuchs in der fränkischen Winzerschaft eine zentra- le ist. Mit Johannes Sauer wird diese Frage beantwortet. Oder gehen wir einen Schritt weiter: Mit der Nachwuchs-Generation der Winzerinnen und Winzer, die mit Entschlossenheit und Hingabe diesen Beruf ausüben möchten, lassen sich viele offene Fragen zur Zukunft des Weinbaus beantworten. A,TÜPISCH – ENGAGIERT, TOLERANT, EHRLICH, MIT RESPEKT Das ist die Überschrift der Abschlussarbeit von Johannes Sauer und seinen Mitstudenten. „13 geile Typen, die ihr Leben leben. Die zusammen halten…“, so steht es auf der Homepage, die die jungen Winzer für ihre Weine hinterlegt haben. Sie haben als Abschlussarbeit Weine erzeugt, die ihre Werte zeigen. Diese Werte möchten in Zeiten der Spaltung für ein besseres Miteinander in der Gesellschaft werben. Mit ihren individuellen Etiketten haben die jungen Männer gezeigt, dass jeder anders ist, aber zusammen sind sie eine Gemeinschaft. „Johannes Sauer aus dem beschaulichen Köhler ist die gute Seele der Klasse. Immer hilfsbereit versorgt er die Klasse mit Süßigkeiten, Getränken und allem, was man über den Tag so braucht. Wie es sich für einen Franken gehört, ist sein Lieblingswein der Silvaner.“ So steht es bei „A,Tüpisch“, unddas ist ganz sicher richtig so. Der große Bruder von zwei jüngeren Geschwistern – Andreas, 18 und Markus, 10 – ist immer für alle da und hilft, wo Hilfe gebraucht wird. KEIN WEG ZU WEIT Im Alter von 13 Jahren wusste Johannes Sauer, dass er Winzer werden möchte. Schon von klein auf war er mit seinem Vater und dem Opa im Weinberg und in diversen Kellern unterwegs. Mit 16 Jahren hat er seine Winzerlehre im Weingut Rainer Sauer in Escherndorf gemacht, das Weingut am Kreuzberg in Nordheim ist wie eine zweite Familie, er hat immer bei Papa und Opa mitgearbeitet, und im letzten Jahr hat er sein Berufspraktikum im Weingut Bernhard Ott in Österreich gemacht. Keine Gelegenheit lässt Johannes verstreichen, wenn es darum geht, sich mit KollegInnen, Sommelièren und Sommeliers, GastronomInnen oder anderen Menschen auszutauschen, die für das Thema Wein genauso brennen wie er. „Das sind so bereichernde Begegnungen, und jeder einzelne Moment ist wichtig für mich“, erzählt Johannes, der sich selbst als neugierig bezeichnet. So wie wir ihn kennen, würden wir ergänzen: immer hilfsbereit, absolut zuverlässig, sehr professionell. ZUHAUSE AM LUMP „Meine Vorbilder sind erfolgreiche Winzerinnen und Winzer, Sommelièren und Sommeliers, meine Mama und mein Papa“, sagt der frischgebackene Winzermeister. Er beschreibt sich als besonders heimatverbunden und weiß auch heute schon, dass er nach seinen bevorstehenden Wanderjahren wieder nach Franken – genauer gesagt nach Köhler am Escherndorfer Lump – zurückkehren wird. „Hobbies oder Reisen sind mir nicht so wichtig. Ins Burgund und nach Bordeaux möchte ich aber unbedingt, um dort zu lernen. Ansonsten bin ich am liebsten zuhause. Ich spiele als Ausgleich Trompete, seit ich sechs Jahre alt bin. Das Wichtigste für mich ist mein Beruf. Ich möchte ein erfolgreicher fränkischer Winzer werden“, sagt Johannes Sauer. Und damit sind erstmal alle Fragen beantwortet. Einer wie keiner JOHANNES SAUER, WEINBAUTECHNIKER AUS KÖHLER AM MAIN A,Tüpisch: Wein, anders als gedacht. Die junge Generation der WinzerInnen wird uns ganz sicher auch in Zukunft mit kreativen Weinen und Vertriebskonzepten überraschen und begeistern. Die Abschlussarbeit der Meisterklasse 2022 von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim war mehr als „A, Tüpisch“. Die Weine, die Verpackung, die Präsentation – alles durchdacht und sowohl Handwerk als auch Kreativität auf die Flasche gebracht. Sehr überzeugend und ganz sicher ein guter Start in die eigene Berufstätigkeit. Bravo! Bild rechts: In seinem Element: Johannes Sauer trägt sein T-Shirt und die Botschaft mit Stolz und Überzeugung: „Echte Schaffer“, das trifft es genau! Wenn der Winzer in den Weinbergen der Familie im Escherndorfer Lump unterwegs sein kann, ist er glücklich! FOTO: JOHANNES SAUER /A, TÜPISCH DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 17
Beste Lagen und göttliche Unterstützung am „magischen Ort“ DIVINO THÜNGERSHEIM 18 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN TEAM DIVINO THÜNGERSHEIM
Unsere Genossenschaft ist in zwei fränkischen Regionen zu Hause: DIVINO Nordheim an der Mainschleife im Osten des Anbaugebietes und DIVINO Thüngersheim etwas weiter mainabwärts, nordwestlich von Würzburg. Die wohl bekanntesten Lagen rund um den Weinort Thüngersheim sind der Scharlachberg und der Johannisberg. Der Weinort ist außerdem bekannt für die Höhfeldplatte, das Naturschutzgebiet zwischen Thüngersheim und Veitshöchheim, wo seltene Orchideen-Arten wachsen. Und es gibt noch eine Besonderheit in Thüngersheim. Hier sind gleich zwei terroir f-Punkte zu bestaunen: „Wein und Mythologie“ (hier treffen Sie auf diverse Gottheiten) und „Wein und Wissenschaft“ im „grünen Hörsaal“. Damit Sie noch weitere Gründe haben, um nach Thüngersheim zu reisen, stellen wir Ihnen gerne unser sympathisches Team der DIVINO Vinothek Thüngersheim vor! FOTO: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 19
CLAUDIA GRÄMER „Die Arbeit in der Vinothek oder mit Wein im Allgemeinen ist unglaublich vielseitig. Es wird niemals langweilig, weil es so viele Anlässe und Gelegenheiten und eben den passenden Wein dafür gibt. Ich bin gelernte Winzerin und deshalb fasziniert mich auch der Prozess der Herstellung besonders: von der kleinen Weinrebe über die Trauben bis hin zum fertigen Endprodukt.“ ULI HILDENBRAND „Viele Gäste kommen wegen der wunderschönen terroir f-Punkte nach Thüngersheim. Das kann ich gut verstehen. Die Stimmung in den Weinbergen und der Blick von dort auf unseren schönen Weinort sind einfach toll. Aber wissen Sie, was am schönsten ist? Ein gutes Gespräch mit interessanten Menschen bei einem Glas JUVENTA Grauer Burgunder auf der Terrasse vor unserer Vinothek!“ JUTTA WAßMANN „Ich freue mich, wenn ich Kunden bei der Auswahl ihrer Weine beraten kann und sie dann voller Vorfreude nach Hause gehen! Mein Tipp für einen Besuch in Thüngersheim sind die WeinKulturGaden. Ein wunder- barer Ort, wo Vergangenheit auf Gegenwart, Kunst auf Kultur trifft und man Wein in einer ganz besonderen Atmosphäre genießen kann.“ UDO GÖTZ „Der Wein und die Weinwelt im Allgemeinen sind ungemein vielschichtig, spannend, überraschend, und am Ende bringen sie die Menschen zusammen. Man kann so wunderbar über Wein und alles, was damit zu tun hat, plaudern. Bei uns gibt es ausgezeichnete Weine und gleich zwei großartige terroir- f-Punkte zu bestaunen. Wenn Sie mich fragen: perfekte Aussichten!“ VALENTINE LEHRMANN „Als Silvanerfreundin bin ich in Franken ja bestens aufgehoben. Allerdings habe ich mich während meiner Zeit bei DIVINO in den JUVENTA Grauen Burgunder trocken und in den FRANCONIA Kerner feinherb „verguckt“. Dazu esse ich gerne eine würzige Brotzeit – egal ob mit Wurst oder Käse. Auch eine Rindfleischsülze mit Bratkartoffeln passt sehr gut zu beidem. PETRA KNEITZ „Seit 2003 habe ich den schönsten Arbeitsplatz in Thüngersheim. Unsere Weine sorgen für Gespräche und Vielfalt. Wir bieten die gesamte Bandbreite – von fruchtig-jugendlich bis zu elegant-exklusiv. Jeder Wein hat seinen eigenen Charakter. In meiner Freizeit gehe ich manchmal auf der Höhfeldplatte spazieren und genieße die zahlreichen seltenen Orchideen, wenn sie blühen.“ KARIN HEPP „Ich arbeite seit September 1997 in der Winzergenossenschaft Thüngersheim. Im Jahr 2012 gab es die Fusion mit DIVINO Nordheim und noch heute bin ich mit großer Freude dabei. Wenn man mit Wein arbeitet, bleibt es immer interessant: Ein ganzes Jahr spiegelt sich in einem oder manchmal auch zwei Gläsern Wein. Und was mir auch besonders gefällt in Thüngersheim, sind unsere „Panorama-Bänkle“. Kommen Sie vorbei, und ich erzähle Ihnen mehr davon!“ FOTOS: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS; ISTOCKPHOTO/ CHRISAT 20 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN TEAM DIVINO THÜNGERSHEIM
[divino-frieden] Der Krieg in der Ukraine hat in vielen Menschen schmerzliche Erinnerungen an den zweiten Weltkrieg wachgerufen. Viele fühlen sich ohnmächtig, wenn sie die Bilder der Zerstörung in den Medien sehen. Manche verlieren dann die Freude am Leben. Doch wenn wir uns von der Ohnmacht beherrschen lassen, helfen wir niemandem damit. Wir sollen uns eingestehen, dass wir selber den Krieg nicht beenden können. Es ist gut, wenn wir mit den Menschen in Not solidarisch sind. Wir können unsere Solidarität zum Ausdruck bringen, indem wir für diese Menschen beten. Beten ist nicht etwas Passives. Solange wir beten, hoffen wir. Die Hoffnung aber weckt uns auf und zeigt uns Wege, was wir selbst tun können. Der griechische Philosoph Heraklit sagt: „Wer nicht das Unverhoffte zu hoffen wagt, wird es nie erlangen.“ Die Hoffnung lässt uns nicht in der Passivität oder Depressivität versinken. Sie ermutigt uns, das zu tun, was in unserer Hand ist. Und die Hoffnung, dass Gott jedes Schicksal zu wenden vermag, erlaubt uns auch, trotz aller Not, die wir um uns herum sehen, miteinander zu feiern, miteinander mit gutem Gewissen ein Glas Wein zu trinken und zu genießen. Dann setzen wir gegen alles Lebensfeindliche die Lebendigkeit des Miteinanders. Wir fliehen nicht in eine schöne Scheinwelt. Die Welt des schönen Miteinanders, die Welt des ungezwungenen Feierns ist genauso real wie die Welt des Krieges. Und es ist legitim, dass wir aus der grauen Welt der Not, die jeder von uns kennt, immer wieder ausbrechen in die Welt des Schönen, in die Welt der Liebe, in die Welt der Freude. Wir fliehen dann nicht vor der Welt der Not. Vielmehr können wir dann, wenn wir in die Welt des Schönen eintauchen, das Leben mit seiner oft grausamen Realität besser ertragen. Der russische Dichter Dostojewski meinte einmal, er müsse wenigstens einmal im Jahr die Schönheit der sixtinischen Madonna in Dresden anschauen, um sein Leben ertragen zu können, das von vielen inneren und äußeren Nöten geprägt war. Wenn wir beim gemeinsamen Feiern und Genießen in die Welt des Schönen eintauchen, dann lassen wir uns von der Not nicht beherrschen. Vielmehr spüren wir in uns eine Kraft, die uns dann auch das weniger Schöne in unserem Leben ertragen lässt, ohne dass wir daran zerbrechen. Ganz gleich wie die Welt um uns herum ist, eine schöne Feier lässt uns mit mehr Zuversicht und Hoffnung ins Leben schauen. PATER DR. ANSELM GRÜN, ABTEI MÜNSTERSCHWARZACH Anselm Grün OSB (geb. am 14. Januar 1945 im fränkischen Junkershausen als Wilhelm Grün) ist deutscher Benediktinerpater, Autor spiritueller Bücher, Referent zu spirituellen Themen, geistlicher Berater und Kursleiter für Meditation, Kontemplation und geistliches Leben. Mit rund 300 lieferbaren Titeln, die bisher in einer Gesamtauflage von über 14 Millionen weltweit verkauf t wurden, ist Pater Anselm Grün einer der meistgelesenen deutschen Autoren der Gegenwar t. Seine Bücher wurden in dreißig Sprachen übersetzt. www.anselm-gruen.de DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 21 PATER ANSELMS KOLUMNE
Der Winter ist eine stille Zeit. Der vielstimmige Vogelgesang, der im Frühling und Sommer die Tage begleitet, ist verstummt. Doch nicht alle Vogelarten legen eine winterliche Singpause ein. Mit seinem perlenden Gesang unterbricht das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) die Wintermonotonie und galt eventuell auch deshalb bei unseren germanischen Vorfahren als Träger und Überbringer der Sonne. MELODISCHE REVIERABGRENZUNG Die Gesangsdarbietungen der Vogelmännchen im Frühling und Sommer erfüllt zwei Aufgaben. Zum einen sollen paarungsbereite Weibchen angelockt und zum anderen potenzielle Konkurrenten um Brutrevier und Partnerin vertrieben werden. Im Gegensatz dazu markiert der Wintergesang des Rotkehlchens die Grenzen seines Futterreviers. Die Besonderheit dabei: Auch die weiblichen Rotkehlchen singen, denn sie besetzen ein eigenes Revier. Der Grund für dieses strenge Einzelgängertum ist die geringere Nahrungsverfügbarkeit in den Wintermonaten. Da Rotkehlchen mit ihrem schmalen Schnabel keine Nüsse und hartschalige Samen aufknacken können, besteht die Hauptnahrung aus Beeren und Früchten. AUF GUTE NACHBARSCHAFT Mit Beginn der Brutzeit geben die Weibchen ihre Reviere auf und leben mit dem auserwählten Partner in einem Gebiet. Untersuchungen zeigen, dass Rotkehlchen ihre Reviernachbarn an der Stimme erkennen und diesen gegenüber toleranter bei „Grenzüberschreitungen“ sind. Frei nach der Devise „was im Winter gut funktioniert hat, klappt auch im Frühling“. Unbekannte Eindringlinge werden jedoch vehement verjagt. Während der Brutzeit hat der Schutz des Geleges vor Nesträubern oberste Priorität. Daher legen Rotkehlchen ihre napfförmigen Nester gut getarnt in Bodenvertiefungen im dichtem Untergehölz oder in Halbhöhlen wie z.B. hohlen Baumstümpfen an. MUT ZAHLT SICH AUS So heimlich das Rotkehlchen auch bei der Brut agiert, umso weniger scheu verhält es sich bei der Nahrungssuche. Bei der Garten- oder Weinbergsarbeit kommen die Vögel oft bis auf einen Meter heran, um in der bearbeiteten Fläche nach Insekten und Würmern zu suchen. Studien belegen, dass Rotkehlchen aktiv die Nähe größerer Tiere (und nichts anderes ist der Mensch aus der Vogelperspektive) suchen, da dort oftmals Insekten zu finden sind. Die Zutraulichkeit der Rotkehlchen ist somit eine äußerst clevere Strategie, die eine erfolgreiche Beutesuche garantiert. Und ein schönes Beispiel dafür, wie sich evolutionär eine Eigenschaft in einer Gemeinschaft verbreiten kann: Die etwas mutigeren Rotkehlchen, die sich näher an größere Tiere heranwagten, fanden mehr Nahrung und konnten dadurch mehr Jungvögel großziehen, die wiederum zutraulich waren, usw. Auch bei der Amsel – früher ein scheuer Waldvogel – haben sich über Generationen die weniger ängstlichen Individuen durchgesetzt, sodass nun eine enge Bindung an menschliche Siedlungen besteht. Dr. Beate Wende Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) An der Steige 97209 Veitshöchheim Telefon +49 (931) 9801-574 beate.wende@lwg.bayern.de VOGELFÜTTERUNG Mit Winterbeginn stellt sich die Frage, welches Futter den gefie- derten Gartenbesuchern am besten angeboten werden soll. Man unterscheidet bei den Wintervögeln zwischen Weich- futter- und Körnerfressern. Grob kann man an der Schnabelform erkennen, zu welcher Kategorie der entsprechende Vogel gehört. Arten mit schlankem und spitzem Schnabel wie Amsel, Zaunkönig und Rotkehlchen zählen zu den Weichfutterfressern. Diese bevorzugen im Winter tierische Kost, Beeren oder ganz feine Samen. Körnerfresser haben einen kräftigen Schnabel, wie Grün- und Buchfink oder Haus- und Feldsperling. Für diese Arten sind Sonnenblumenkerne, Nüsse und weitere hartschalige Samen das geeignete Futter. Einen Überblick gibt es hier: www.nabu.de/tiere-und -pflanzen/voegel/helfen/ vogelfuetterung/21659.html FOTO: COMMONS.WIK IMEDIA.ORG/JACOB SPINKS Auszeichnung für den Sympathieträger: 2020 wurde bei der Wahl zum Vogel des Jahres ein Novum eingeführt. Zum ersten Mal entschied eine öffentliche Wahl, an der sich jeder beteiligen konnte, über den Titelträger des Jahres 2021. Mit 17,4 % der Stimmen wurde das Rotkehlchen mit seinem Slogan „Mehr Gartenvielfalt“ als Sieger gekürt. Der jeweilige Vogel des Jahres soll entweder auf seine Gefährdungssituation aufmerksam machen, oder er fungiert als Botschafter für die Erhaltung und Förderung seines Lebensraums. Zauberhaft, zierlich und zutraulich: Der Wintersänger An dieser Stelle berichtet Dr. Beate Wende, Biologin an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, von besonderen Tieren und Pflanzen im Weinberg. In dieser Ausgabe widmet sich die Wissenschaftlerin einem durch und durch sympathischen Untermieter im Weinberg: 22 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN LEBENSRAUM WEINBERG
ADVERTORIAL Seit der gastronomischen Wiederbelebung des Zehnthofs durch Bernhard Reiser und sein Team hat Nordheim am Main ein weiteres Highlight und vor allem einen wirklich ausgezeichneten Gasthof. Wir sind sehr glückliche Nachbarn dieses Ensembles, mit Kapelle und Event-Etage, wo man in wunderschöner Atmosphäre feiern kann: Sowohl private Familienfeste als auch Firmen-Events oder Tagungen sind hier bestens platziert. Seit einigen Tagen bietet das Team in REISERS Zehnthof FANGFRISCHE WALLER an – nach einem überlieferten Rezept. Diese fränkische Spezialität gibt es nur jetzt im Herbst. „Wir bekommen die Waller von der Fischzucht Schlereth aus Zellingen, und die Menge ist begrenzt. Deshalb bitte unbedingt vorbestellen, wenn Sie dieses original fränkische Rezept bei uns genießen möchten“, empfiehlt Thorsten Kremer, gastronomischer Leiter von REISERS Zehnthof. Mit KNUSPRIGERGANS geht der Genuss imNovember weiter. Wenn die Tage kürzer und die Luft kälter werden, sollte man sich etwas Gutes tun. Nehmen Sie sich die Zeit mit Familie und Freunden und genießen Sie einen Abend bei gutem Essen und besten Frankenweinen bei uns. Das Team-Zehnthof freut sich sehr darauf, Sie zu verwöhnen. Da alle Gänse frisch zubereitet werden, ist eine Vorbestellung immer erforderlich! FEIERN SIE DIE GRÖSSTE SILVESTERPARTY AUF DER MAININSEL! In diesem Jahr wird groß gefeiert in REISERS Zehnthof, und alle Türen stehen offen für eine grandiose Verabschiedung des alten und das Willkommen des neuen Jahres. Die „Rossinis“ spielen auf und sorgen für viel musikalische Unterhaltung im „Italo-Style“. Herrliche Aussichten also für den Jahreswechsel: tolles Essen, feine Weine und Musik, die ins Herz und in die Beine geht! Bitte für die REISER Silvester-Küchenparty unbedingt anmelden. REISERS ZEHNTHOF IN NORDHEIM AM MAIN: DIE GRÖSSTE SILVESTER-PARTY DER MAININSEL! Kontakt & Öffnungszeiten REISERS Zehnthof: Mittwoch bis Freitag: 17:00 bis 22:30 Uhr · Samstag & Sonntag: 11:30 bis 22:30 Uhr (Küche bis 21 Uhr) Montag und Dienstag Ruhetag RESERVIERUNG: Festnetz: 09381 1702 · Whatsapp: 0175 3369471 · zehnthof@der-reiser.de · www.der-reiser.de
Natürlich haben wir uns in diesen sehr besonderen Zeiten mit Covid, dem Krieg in der Ukraine und der angespannten wirtschaftlichen Situation einen unkomplizierten Verlauf im Weinberg gewünscht. Tatsächlich ist das zunächst auch eingetroffen: ein super Winter, keine Kälteeinbrüche, keine Spätfröste im Mai und auch die Wasserversorgung war zunächst absolut im Rahmen“, berichtet Paul Glaser, Leiter Qualitäts- und Weinbergsmanagement bei DIVINO. Das gesamte Frühjahr 2022 lief bis Ende April sehr gut, sogar über dem Durchschnitt. Die Vegetation zeigte großes Potenzial, und die Stimmung bei den WinzerInnen war sehr gut. Die Böden im Weinberg waren zwar nicht gesättigt, aber gut aufgefüllt. So fand auch die Rebblüte um Pfingsten herum „nach Plan“ statt und war innerhalb von 10 Tagen bei guten Temperaturen abgeschlossen. Danach kam die Trockenheit. Das traurige Mittel einer Statistik sei hier genannt: Die Niederschläge aus den Mo- naten Mai, Juni und Juli ergaben zusammen nicht einmal den durchschnittlichen Niederschlag eines einzigen Monats. „Immer, wenn die Sträucher am Wegrand dürr werden, wird es kriminell“, erinnert sich Paul Glaser, der die Lese 2018 mit ihrer Dürre noch sehr genau vor seinem inneren Auge hat. „Wir waren heuer für die Bonitur* der Trauben schon am 8. August draußen in den Weinbergen. Die alten Rebanlagen mit ihren tiefen Wurzeln hatten natürlich weniger Stress als Junganlagen. Wir haben festgestellt, dass die Traubenentwicklung zu dieser Zeit sehr gut war. Man fragt sich tatsächlich, wo die Reben ihr Wasser herbekommen. Die Reben, die auf sehr durchlässigen Böden stehen, und die jünger als zehn Jahre sind, hatten allerdings richtige Probleme! Unsere Winzer haben viel Wasser in diese Anlagen gefahren, um sie zu retten. Das kostet Kraft, Energie und Geld. Zusammen mit den steigenden Treibstoffpreisen und der wachsenden Inflation war das eine herausfordernde Situation, auch mental“, erzählt Paul Glaser. Deshalb haben sich in diesem Jahr die WinzerInnen auch häufiger als in anderen Jahren zum Austausch getroffen. Bei diesen Stammtischen wurde miteinander gegrillt, gegessen und ge- sprochen. Das hat die WinzerInnen zusammengeschweißt. „Wir konnten in diesem Jahr wirklich nicht nach einem festen Schema arbeiten. Anlage für Anlage musste gesondert angeschaut und ein individuelles Konzept für jeden Weinberg erstellt werden“, erklärt Glaser. „War die Rebe gefährdet, haben wir die Trauben am Stock reduziert oder manchmal auch auf null gesetzt, um die Pflanze zu retten. Wir verzichten lieber auf Ertrag und erhalten den Rebstock“, sagt Paul Glaser weiter. Auch die Art und Weise der Entblätterung spielte in diesem Jahr eine wichtige Rolle. Die Trauben wurden nicht freigestellt wie sonst, sondern eher Schattenblätter stehen gelassen, damit die Trauben einen „Sonnenschirm“ hatten und trotzdem noch schön belüftet waren. Es war viel Fingerspitzengefühl gefragt in diesem heißen und trockenen Sommer. AM ENDE IST ES GUT AUSGEGANGEN Fassen wir zusammen: Es war ein Jahr, in dem viel Individualität und Kommunikation nötig war. Trotz aller Bemühungen und auch trotz der Bewässerung gab es weniger Ertrag – etwa beim Bacchus liegen wir bei minus 30%. Die Trauben sind teilweise verbrannt und als verschrumpelte Beeren zu Boden gefallen. „Wir hatten heuer einen Extremfall mit der Trockenheit und der Hitze, und das war teilweise beängstigend. Gleichzeitig haben wir sehr viel dazu gelernt, sind noch enger zusammengewachsen als Mitglieder einer starken Genossenschaft, und am Ende haben wir zwar weniger, aber dafür sehr gutes und gesundes Lesegut nach Hause gebracht“, fasst Paul Glaser das Jahr 2022 im Weinberg zusammen. DAS WEINJAHR 2022 Turbulent, angespannt, ungewöhnlich – und mit einem guten Ende! Paul Glaser, Leiter Qualitäts- und Weinbergsmanagement bei DIVINO. *Die Bonitur eines Weinbergs ist eine Methode zur Beurteilung und Bewertung der Qualitätskriterien, die der Winzer im Weinberg umgesetzt hat. 24 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN WEINJAHR 2022
Dann kam die Trockenheit, und es ging in den meisten Lagen nicht ohne Bewässerung. Alte Rebstöcke kamen besser mit dem Trockenstress klar als junge Anlagen. Der Start im Frühling war nach einem entspannten Winter sehr gut! Nach diesen aufregenden Zeiten verlief die Lese ganz nach Plan und die Traubenqualitäten waren beeindruckend! Dank vieler gezielter Maßnahmen im Weinberg konnten die Trauben perfekt gedeihen. Austrieb und Rebblüte um Pfingsten herum waren vollkommen korrekt und man war guter Dinge! Ende gut, alles gut: die perfekten Pinot Noir-Trauben für die Großen Gewächse! FOTOS: CW-FOTOART CHRISTOPH WE ISS DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 25
KENNEN SIE DEN MÜLLER? BODENSTÄNDIG, SÜFFIG UND MEIST UNTERSCHÄTZT FOTO: DEUTSCHES WE ININST I TUT (DWI ) 26 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN REBSORTEN
Er ist ein grundsympathischer Typ, stellt keine großen Ansprüche an sein Terroir, ist ertragssicher und liefert süffige Weine, meistens für das Basissegment. Früher war der „Müller“, der eigentlich Müller-Thurgau heißt, die meistangebaute Rebsorte in Deutschland, bevor er in den neunziger Jahren diesbezüglich vom Riesling abgelöst wurde. Noch heute sind zwischen 11 und 12 Prozent der gesamten Rebfläche in Deutschland, und das sind immerhin über 100.000 Hektar, mit der Müller-Thurgau-Rebe bestockt. Das deutet auf seine große Beliebtheit hin. In Franken wächst der Müller auf etwa 1.500 von insgesamt 6.000 Hektar. WER HAT‘S ERFUNDEN? Ok, es war ein Schweizer, wie so oft. Der Müller verdankt seinen Namen und seine gesamte Existenz dem Herrn Professor Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau. Hermann Müller lebte von 1850 bis 1927, und er züchtete in der Forschungsanstalt Geisenheim im Rheingau diese Rebsorte. Jüngere Genuntersuchungen deuten darauf hin, dass ihm diese Neuzüchtung durch eine Kreuzung von Riesling x Madeleine royale gelang. In der schweizerischen Forschungsanstalt Wädenswil hat man die Sorte weiterentwickelt und 1913 nach ihrem Züchter benannt. Oft wird der Müller auch Rivaner genannt: Dieses Synonym ist eine Kurzfassung der Worte Riesling und Silvaner, denn lange Zeit sah man diese beiden Sorten als die Eltern des Müller-Thurgau an. UND WIE IST ER SO? Der Müller-Thurgau ist ein süffiger Wein. Geschmacklich ist er leicht zugänglich und auch für (W)Einsteiger gut geeignet. In der Farbe schimmert er blassgelb bis hellgelb, im Aroma finden sich blumige, feinfruchtige Aromen – manchmal eine leichte Muskatnote. Die Säure fällt eher mild aus – bei Weinen nördlicher Herkunft kann sie mitunter auch etwas betonter sein. Ausgebaut wird der Müller-Thurgau meist in Edelstahltanks, mit denen die WinzerInnen die Frische und den feinen Sortenduft der Rebsorte erhalten können. Meist handelt es sich um trockene oder restsüße Qualitätsweine. Die in den achtziger Jahren eingeführte Beschränkung der zulässigen Erträge je Hektar Weinberg hat sich gerade für den Müller-Thurgau, der zu hohen Erträgen neigt, sehr positiv ausgewirkt. Reduzieren die WinzerInnen ihre Erntemenge, zeigt die Sorte ihr wahres Qualitätspotenzial. Die beste Trinkreife hat der Müller gleich, wenn man ihn kauft: Er ist – von Ausnahmen abgesehen – kein lagerfähiger Wein und schmeckt in den ersten Jahren nach der Ernte am besten. WIE SIEHT ER DENN AUS? Das Aussehen eines Weines wird durch die sogenannten ampelografischen Merkmale beschrieben. Das Blatt vom Müller ist mittelgroß, blasig, kreisförmig und fünflappig. Seine Trauben sind mittelgroß bis groß, mitteldicht, zylindrisch mit ovalen, grüngelb gefärbten Beeren. Das Fruchtfleisch besitzt einen leichten Muskatgeschmack. Die Rebsorte reift eher früh. Halten Sie doch mal Ausschau in unseren Weinbergen, ob Sie einen mit Müller bestockten Rebhang entdecken! Natürlich sind auch wir bei DIVINO große Müller-Fans und möchten Ihnen hier gerne zwei Weine aus dieser Rebsorte vorstellen. Lust, zu probieren? FRANCONIA Müller Thurgau 2021 · QbA Franken · trocken Saftig-frischer Weingenuss mit kräftig fruchtigem Duft von süßen Zitrusfrüchten und knackigem Kernobst, begleitet von den typisch würzigen Nuancen der Rebsorte Müller-Thurgau. Am Gaumen unglaublich trinkig und mit animierendem Charakter, klasse mineralischem Grip und einer frischen, die saftige Art des Weins unterstreichenden Säure. Ein hinreißender Schöppelwein, der aber auch zu einer zünftigen Brotzeit oder zu kräftig gewürzten Hühnergerichten eine tolle Figur macht. Serviertemperatur: 8-10 °C Art.-Nr.: 3221 Alk.: 11,42 vol.-% Restzucker: 5,1 g/l Säure in g/l 6,2 g/l FRANCONIA Müller Thurgau 2020 · Kabinett · feinherb In der Nase ein echter ‚Müller’ mit Aromen von Birnen, Äpfeln, Ananas und Pfirsich, begleitet von einer kräftigen Muskatnote. Am Gaumen spritzig, saftig und mit klasse mineralischem Zug, wundervollem Spiel von feiner Süße und moderater Säure sowie einem fruchtigen Nachhall. Perfekt zu blaugesottenem Süßwasserfisch, blauen Zipfeln oder Schweinelende in pikantem Pfefferrahm. Serviertemperatur: 8-10 °C Art.-Nr.: 3223 Alk.: 11,23 vol.-% Restzucker: 13,1 g/l Säure in g/l 6,6 g/l DIVINO MAGAZIN·Nº 2/2022 27
Die Qualität der Weine entsteht im Weinberg, das steht fest. Die Art und Weise der Lese sowie das richtige Timing sind weitere entscheidende Stellgrößen für herausragende Qualitäten. Undnicht zuletzt ist die sorgfältigeundoptimale Behandlung des Lesegutes ein wich- tiger Schritt auf demWeg zu DIVINOQualitäten. Gerade wurde als erster Schritt der Modernisierungsmaßahmen bei DIVINO das neue Kelterhaus am Standort Nordheim fertiggestellt und der Jahrgang 2022 dort verarbeitet. INVESTITION FÜR DIE NÄCHSTE GENERATION Das alte Kelterhaus in Nordheim war in die Jahre gekommen und die Technik dort nicht mehr zeitgemäß. Auch die Gebäude waren marode. Im Rahmen des Verkaufes vom Zehnthof in der Langgasse wurde auch das Nachbargrundstück – also die alte DIVINO Traubenannahme – verkauft und damit Mittel geschaffen für etwas Neues. Das sollte in der Raiffeisenstraße entstehen. Wichtig bei diesen Überlegungen war die Tatsache, dass DIVINO für diesen „Neubau“ keine Grünflächen versiegeln wollte. Das neue Kelterhaus sollte im Bestand entstehen. Und so lag es nahe, die alte LKW-Verlade- halle inNordheimineinemoderneTrauben- annahme umzubauen. In einem zweiten Schritt imRahmendieserModernisierungs- maßnahmenwird es amStandort Nordheim eine weitere Anlieferungseinheit geben, damit zukünftig nicht der Traubensaft von Thüngersheim nach Nordheim gefahren wird, sondern die ganzen Trauben. Der Standort Thüngersheim wird derzeit nicht erweitert oder modernisiert, hier sind Abläufe und Technik funktionell und passend. KRAFTAKT GUT GEMEISTERT Im Bestand zu bauen, ist eine größere Herausforderung, als ein Haus auf der grünen Wiese zu errichten. Mit viel Planungssorgfalt, den passenden Partnern und einem guten Know-How im DIVINO Team ist es nun gelungen, den Standort Nordheim für die Arbeit der nächsten Winzer-Generationen vorzubereiten. In diesem Rahmen wurde auch der Bestand saniert – so etwa die Fußböden aus dem Jahr 1992, die Technik im Keller und die Tanks. Was so einSCHRITT FÜR SCHRITT IN RICHTUNG ZUKUNFT: Das neue DIVINO Kelterhaus DIVINO TECHNIK 28 Nº 2/2022·DIVINO MAGAZIN
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