aus. All diese Daten werden erhoben und dann miteinander abgeglichen, um zu ermitteln, wie viel Wasser im Boden für die Pflanze noch zur Verfügung steht und ab wann eine Bewässerung im Weinberg sinnvoll ist. Was sind die Voraussetzungen für diese Technik? Digitalisierung braucht Infrastruktur, und die Kosten für dieses System sind hoch. Das macht die Umsetzung für die Winzer auch nicht leicht und – in der freien Wirtschaft herrschen gerade andere Zwänge. Dennoch erproben wir in unseren LWG-Flächen den Einsatz dieser höchst effizienten Bewässerungstechnik: auf etwa drei Hektar im Wölf- lein in Veitshöchheim und auf acht Hektar im Thüngersheimer Scharlachberg. Für die Bewässerungssteuerung ist das digitale Wasserhaushaltsmodell bereits jetzt schon eine wesentliche Erleichterung. Was genau kann das Projekt? Es geht bei der Bewässerung 4.0 um die autonom gesteuerte Bewässerung. Also, dass nicht jeder einzelne Winzer in den Weinberg fahren und einen Hahn aufdrehen muss, um es mal salopp zu sagen. Das bedeutet auch, es muss eine objektive (faktenbasierte) Entscheidung geben, WANN und WO bewässert wird. Das liegt dann nicht mehr im Ermessen oder an der Erfahrung der Winzer. Die Bewässerung erfolgt dann zum physiologisch richtigen Zeitpunkt. Das heißt, es wird für den jeweiligen Weinberg ein Schwellenwert festgelegt und dann geht die Tröpfchenbewässerung an? Ja, so in etwa. Wenn die Parameter, die wir vorher besprochen haben, ausgewertet sind, resultiert das in einem Schwellenwert. Der heißt konkret: Die Rebe hat Trockenstress – jetzt wäre es gut zu be- wässern. Dann wird, wenn es die Infra- struktur im Weinberg schon gibt, die Bewässerung ausgelöst. Ansonsten geht eine Push-Meldung auf das mobile Endgerät des Winzers, und er kümmert sich selbst um die Bewässerung. Was gibt es aus der Weinbereitung über Digitalisierung oder KI zu berichten? Es gibt eine optische Traubenselektierung. Das heißt, wie bei der Gesichtserkennung auf den Smartphones werden die einzelnen Beeren gescannt und selektioniert. Die Technik kommt aus der Pommes-Industrie: Da werden die Kartoffeln mit schwarzen Stellen auf diese Art und Weise identifiziert und rausgeschossen. Bei den Trauben geht es um gesund oder faul. Alles, was wir nicht haben wollen, fliegt raus! Übernimmt das ein Roboter? Nein, es handelt sich hier um eine pneumatische Selektiermaschine. Die Beeren werden auf einem breiten Förderband vereinzelt, so dass die einzelnen Beeren darüber kullern und gescannt werden. Auf KI-Basis wird unterschieden, ob die Beere gut oder schlecht ist, und dann wird jeweils selektioniert. Die faulen Beeren werden mit Luftdruck rausgeschossen und über eine Fallrampe entsorgt. In Zu- kunft wird man noch mehrere Klassen selektieren können, z.B. verschiedene Reifegrade von Beeren. Somit kann die automatische Selektierung zur Erzeugung von unterschiedlichen Weinstilistiken behilflich sein. Vielen Dank Herr Dr. Heßdörfer für diese Einblicke! Nein, so sieht es in fränkischen Weinbergen ganz sicher (noch) nicht aus. Wie aus unserem Interview mit Dr. Daniel Heßdörfer hervorgeht, sind wir dort eher noch in einer Phase der Automatisierung. Diese Motive hier sind durch ein Grafik- Programm gestaltet worden, das künstliche Intelligenz nutzt: Kita Ayla Engelbrecht, Architektin in Kapstadt/Südafrika und gute Freundin unserer Chefredakteurin Kerstin Böhning hat sie für DIVINO gestaltet oder besser gesagt: gestalten lassen! FOTO: STOCK.ADOBE.COM/SOMCHAI20162516 DIVINO MAGAZIN·Nº 1/2025 25
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